S10 Betreuungskräfte für demenziell Erkrankte Menschen in den Akutkrankenhäusern

Die SPD-Landtagsfraktion wird aufgefordert, sich für die Finanzierung von Betreuungskräften für demenziell erkrankte Menschen im Akutkrankenhaus einzusetzen.

Eine Entschärfung dieser Situation wäre möglich durch eine intensive Betreuung von kognitiv auffälligen Patienten durch Betreuungskräfte. In der stationären Altenhilfe gibt es bereits von den Pflegekassen finanziert Betreuungskräfte § 43b SGB XI.

Begründung:

In Deutschland leben gegenwärtig etwa 1,5 Millionen demenziell erkrankte Personen. Nach Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung wird sich die Anzahl der an Demenz Erkrankten in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf etwa 3 Millionen verdoppeln.

Dies führt auch dazu, dass die Anzahl der akut erkrankten Patienten mit Demenz in Krankenhäusern zunehmen wird. Aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen bedeutet dies für viele Krankenhäuser eine große Herausforderung. Einerseits gilt es, den komplexen Bedarfslagen demenziell erkrankter Patienten gerecht zu werden. Auf der anderen Seite sind die Kliniken, vor allem seit der Einführung der Diagnosis Related Groups (DRG), dazu gezwungen, ihr Handeln an ökonomischen Gesichtspunkten auszurichten.

Eine professionelle und für die demenziell erkrankten Patienten hilfreiche, unterstützende Pflege und medizinische Versorgung stellt somit eine der größten Herausforderungen von Mitarbeiter*innen in den Kliniken dar.

Im Juli 2016 wurden die Zahlen der General Hospital Study (GHoST) zur Prävalenz dementer Patienten im Akutkrankenhaus veröffentlicht. Die für das Projektvorhaben wichtigsten Ergebnisse der GhoSt-Studie sind folgende:

  • 40% der untersuchten Patienten (über 65 Jahre) wiesen zur Hälfte leichte und zur Hälfte schwerere kognitive Beeinträchtigungen auf, an einer Demenz litten knapp 20%. Dies war in den wenigsten Fällen bei der Aufnahme bekannt.
  • Bei weniger als 40% der Betroffenen war eine Demenzerkrankung vorbekannt und als Diagnose in der Krankenakte festgehalten.
  • Die GhoSt-Studie zeigt auch, dass Menschen mit Demenz an das medizinische und pflegerische Personal besondere Anforderung stellen und einen deutlich höheren Zeitaufwand als Patienten ohne Demenz erfordern. Zudem wurden von zahlreichen Problemen in der Behandlungspflege berichtet.
  • Nahezu 80% der in der Studie untersuchten Patienten zeigten neben kognitiven Beeinträchtigungen auch nicht-kognitive Symptome und sogenanntes herausforderndes Verhalten.
  • Das herausfordernde Verhalten zeigte sich häufig durch expansive Verhaltenssymptome wie nächtliche Unruhe, Umtriebigkeit und Aggressivität, die den Umgang mit den Patienten erschwerten.
  • Besondere Betreuungsangebote waren selten zu finden. Wenn sie zu finden waren, bestanden die Maßnahmen überwiegend in Orientierungshilfen, im Anbringen von Bettseitenteilen und im Entlassungsmanagement.
  • Schulung und Weiterbildung zum Thema Demenz sind eine Ausnahme.
  • Nach wie vor selten sind Pflegekräfte mit gerontopsychiatrischer oder altenpflegerischer Ausbildung sowie sonstige spezielle Betreuungskräfte auf den Stationen tätig.
Empfehlung der Antragskommission:
Überweisung an nächsten Landesparteitag
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