Ä1 zum P1

Status:
Annahme

Zusammenführung P1 und G3:

Let´s talk about sexism! Gegen Sexismus und sexualisierte Übergriffe

Die Bayern SPD erarbeitet ein Konzept gegen Sexismus und sexualisierte Übergriffe in der Partei. Ziel ist, dass die Gliederungen der SPD in Bayern dafür geschulte und handlungsfähige Beauftragte gegen Sexismus und sexualisierte Übergriffen benennen.

Diese Beauftragten entscheiden selbstständig und unabhängig über Maßnahmen zum Schutz von (potentiellen) Opfern und wie mit Tätern, zusätzlich zur juristischen Einbeziehung, umgegangen werden soll (Ausschluss von Veranstaltungen etc.). Beschwerden über Diskriminierungen nach dem AGG dürfen nicht zu einer Benachteiligung der diskriminierten Personen führen.

Politisch:

Wir fordern ein Angebot von niedrigschwelligen Beratungs- und Beschwerdemöglichkeiten bei öffentlichen Institutionen. Betroffene Personen müssen schnell Informationen finden können und Ansprechpartner:innen erhalten, die gegen sexuelle Übergriffe Kompetenz und Möglichkeiten haben (Beschwerdemechanismen).

Wir fordern bessere Aufklärung und Seminare für Politiker:innen aller Ebenen. Die Teilnahme hierzu muss verpflichtend sein.

Wir fordern, dass Safe Spaces eingeführt werden (z.B. Frauentreffen der Räte, frauenpolitische Sprecherinnen auf allen Ebenen).

Wir fordern Sanktionen und Ermöglichung der Mahnungen (z.B. Rederechtsentzug).

Parteilich:

Wir fordern ein Awareness-Team ab der Bezirksebene. Fühlt sich jemand unangemessen bedrängt, behandelt oder angemacht, kann man sich direkt dort melden. Anonymität für Betroffene muss hierbei ermöglicht werden (E-Mailadresse, Telefonnummern).

Das Awareness-Team setzt sich aus mindestens 5 Menschen zusammen. Der Parteitag wählt eine:n Gleichstellungsbeauftragte:n. Diese Person setzt das Awareness-Team zusammen. Außer der/dem Gleichstellungsbeauftragten darf keine stimmberechtigte Person des Vorstandes Teil des Teams sein.

Dem Awareness-Team müssen freie Möglichkeiten des Handelns gegeben werden. Hierfür müssen Fortbildungen ermöglicht werden. Zudem muss den Mitgliedern des Awareness-Teams jederzeit eine Supervision möglich sein. Wir fordern Seminare und Schulungen bezüglich des Themas Sexismus und sexueller Belästigung (Pflicht des Vorstandes eines jährlichen Seminars).

Wir fordern eine klare Kante gegen Sexismus (sexistische Angriffe melden, Meldemöglichkeiten).

Wir fordern einen öffentlichen Auftritt auf (sozialen) Medien, die das Thema Sexismus, Feminismus, Gleichstellung und sexuelle Belästigung thematisieren.

Wir fordern eine Möglichkeit der Mahnungen und Sanktionen (z.B. Ämterentzug, Pflichtspende, Hausrechtsnutzung). Dies soll durch eine demokratische Entscheidung eines Gremiums entschieden werden. Dieses kommt durch das Awareness-Team, ⅓ des Vorstandes und der Schiedskommission der Gliederung des Betroffenen zusammen. Bei der ersten Verwarnung ist eine verpflichtende Teilnahme an einem Seminar zu verhängen. Bei weiterer Mahnung entscheidet das Gremium über die Konsequenzen.

Wir fordern die Nutzung von geschlechtergerechter Sprache in allen schriftlichen Parteiaufgaben auf allen Ebenen (Soziale Medien, Protokolle, etc.).

Wir fordern eine Erarbeitung eines Anti-Sexismus-Plans für alle Parteiebenen.

Wir fordern eine Zusammenarbeit mit Bündnispartner:innen innerhalb der Partei wie SPD Queer, AsF und AG Migration und Vielfalt sowie gesellschaftlichen Mitstreiter:innen wie DGB, IGM etc.

 

Begründung:
Sexismus und sexuelle Belästigung ist für Frauen ein Alltagsproblem und für Männer eine Lappalie. Die Sensibilität gegenüber diesem Thema existiert noch nicht. Wir müssen diesem strukturellen Problem endlich einen Riegel vorschieben. Diesem Problem muss gesellschaftlich, politisch und parteilich entgegengewirkt werden. Victim Blaming, Upskirting oder Objektifizierungen dürfen keinen Platz in unserer Partei, unserer Gesellschaft haben.

Sexismus beginnt bereits in vielen Alltagssituationen, zum Beispiel bei scheinbar lockeren, witzigen Sprüchen. Er bezeichnet jede Handlung, die auf der Idee basiert, dass manche Menschen, meistens Frauen, aufgrund ihres Geschlechts minderwertig sind. Einzelne Vorfälle von Sexismus mögen harmlos erscheinen, aber sie erschaffen eine Atmosphäre der Einschüchterung, Angst und Unsicherheit. Dies führt zur Akzeptanz von Gewalt und tätlichen Übergriffen.

Erklärung Fachwörter:

  1. Sexismus: Sexismus ist eine Art von Diskriminierung. Sexismus bedeutet die Benachteiligung, Abwertung, Verletzung und Unterdrückung einer Person oder einer Gruppe aufgrund des Geschlechts. Sexismus ist auch die Vorstellung, dass Geschlechter eine Ordnung oder Reihenfolge haben. (Bundeszentrale für politische Bildung)
  2. Victim Blaming: Wenn die Verantwortung für eine Straftat beim Opfer gesucht wird, nennt man das „Victim Blaming“ oder „Täter-Opfer-Umkehr“ (Fluter).
  3. Upskirting: Jemand filmt oder fotografiert heimlich unter den Rock oder in den Ausschnitt. Die Spannerfotos stehen seit Ende 2020 unter Strafe (Bayern gegen Gewalt).
  4. Objektifizierung: Wörtlich bedeutet objektivieren: zum unbelebten Objekt machen,  „vergegenständlichen“ (Goethe Institut).
    • Bsp.: Ein Sexualobjekt ist die Summe der attraktiven Teile eines Körpers und nicht der vollwertige Mensch mit eigenem Charakter, Interessen und Träumen.
  5. Safe Space: Der Begriff Safe Space bezieht sich auf Orte, an denen marginalisierte Personen zusammenkommen, um über ihre Erfahrungen mit Marginalisierung zu kommunizieren.
  6. Awareness: Awareness in der Psychologie bezieht sich auf das aktuelle, situationsbezogene Bewusstsein oder „Gewahrsein“ einer Person über ihre Umgebung, sowie die sich daraus ergebenden Handlungsimplikationen.
  7. Geschlechtergerechte Sprache: Geschlechtergerechte Sprache bezeichnet einen Sprachgebrauch, der in Bezug auf Personenbezeichnungen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter zum Ziel hat und die Gleichstellung der Geschlechter in gesprochener und geschriebener Sprache zum Ausdruck bringen will.